Sonntag, 11. Dezember 2016

Зима е...

Jetzt habe ich mich wirklich sehr lange nicht mehr gemeldet, ein Monat ist es schon. Bedeutet einerseits: Ich bin jetzt seit einem drittel Jahr hier. (Wie gesagt, die Zeit verfliegt.) Andererseits: Es gibt wieder einen ganzen Haufen zu erzählen. Der Winter ist jetzt endgültig hier, hat Ende November mal kurz Hallo gesagt, eine Menge weißes Zeug liegengelassen und sich dann wieder verzogen. Trotzdem der schöne erste Schnee schon geschmolzen ist, die Kälte hat uns nicht verlassen und Mitte der Woche sollen es um die -10°C werden. Beim ersten Schnee wird sich hier übrigens auch ab und zu Честит първи сняг gewünscht, also "Fröhlicher erster Schnee".
Mit dem 1. Dezember war hier auch eigentlich alles schon eingeschmückt, selbst in der Schule. Das finde ich superschön, fast jeder Lehrer stellt einen (künstlichen) Weihnachtsbaum auf oder hängt irgendwelche Lichterketten oder Girlanden über die Tafel. In der 2. und 3. Etage stehen auch noch einige Dekoelemente, einschließlich Weihnachtsbäumchen, der eine hat eine superbunte Lichterkette, wenn man Abends im Dunkeln die Schule verlässt ist man immer echt in Weihnachtsstimmung. :)
Adventskalender gehören hier gar nicht zur Tradition, es gibt sie aber trotzdem zu kaufen, wie so vieles deutsche Essen. Ich hab mit Schokokalendern von zuhause die ganze Sache in meine Familie gebracht, der es nur so halbwegs bekannt war, sich aber jetzt sehr daran erfreut und fleißig Türchen öffnet. Der nächste Festtag auf der Liste ist Nikolaus, hier auch gefeiert, aber ganz anders als bei uns. Am Nikulden gibt es anstatt Schuhen und Süßigkeiten Fisch. Genauer gesagt Karpfen. Die ganze Familie kommt zusammen, soweit wie das von der Entfernung her gewährleistet werden kann. Baba und Djado sind jetzt hier in Sofia für den Winter (ein paar Blöcke entfernt), und meine Tante wohnt auch nur einen Block weiter, also waren wir mit Sohn und Frau zusammen insgesamt 9 Leute, was die kleinen Wohnungen hier schon ziemlich gut ausfüllt, dadurch aber umso schöner war. Der Fisch wird nach einem bestimmten Rezept zubereitet, mit Reis zusammen, was wie immer eine Weile gebraucht hat um identifiziert werden zu können. Bulgaren zerkochen den Reis eigentlich immer, fragt nicht warum, ich weiß es echt nicht, aber es wurde mir schon von vielen Leuten bestätigt. Eigentlich ganz witzig, so wird es halt einfach gemacht, aber man muss immer erstmal kurz gucken um rauszukriegen was das genau ist. :D Zum Nachtisch hatten wir Eis und Kuchen, die ganze Runde war superfröhlich und der ganze Abend echt schön! Um 10 gab es ein Fußballspiel der Championsleague, das natürlich angemacht wurde, weil eine bulgarische Mannschaft es dorthin geschafft hatte. Fast wäre das Unfassbare geschehen und sie hätten gewonnen, aber die Franzosen konnten das Unheil in allerallerletzter Minute abwenden und somit der Scham entgehen, gegen Bulgaren im Fußball zu verlieren. Ich finde sie hätten es doch auch mal verdient, aber so wird wohl weiterhin nur von dem 1:0 Sieg gegen Deutschland bei der WM 1994 berichtet. Nikulden ist auch gleichzeitig Namenstag von allen um den Stamm "Nikol" herum, wovon wir in der Klasse gleich 4 haben, also gab es extra viel Schokolade. Namenstag hat hier fast den gleichen Stellenwert wie Geburtstag und man bekommt kleine Geschenke und bringt Schokolade für die Schüler und Lehrer zur Schule mit.
Zu Weihnachten bekommen wir dann auch mal etwas längere Ferien, Herbstferien gibt es nämlich nicht, nur hin und wieder ein längeres Wochenende, von dem aber auch nicht selten Schul- und Arbeitstage am Samstag nachgeholt werden. Es ist nicht unbedingt ungewöhnlich das oft Samstags Schulveranstaltungen stattfinden, z.B. der zusätzliche Sportunterricht, der mehr oder weniger verpflichtend ist.
Bis Weihnachten sind es jetzt nur noch weniger als 2 Wochen und in der Zeit steht noch so einiges an, von dem ich natürlich danach auch hier berichten werde. Es macht einfach unendlich viel Spaß eine ganze Reihe an Traditionen mitfeiern zu können, als Teil einer Familie in einer ganz anderen Ecke der Welt, wo es so viele kleine Unterschiede gibt. Als ich meiner Gastmutter ganz am Anfang zum Geburtstag einen Apfelkuchen gebacken habe (wohl das erste Backwerk, das mir richtig gelungen ist) waren alle super begeistert und jetzt haben wir es nochmal gemacht, mit eigenen Äpfeln und in einer Springform, die sie extra dafür irgendwoher besorgt haben, sowas wird hier nämlich eigentlich nicht benutzt. So hatten wir gestern auch sehr viel Spaß als sie den Kuchen 100 % überzeugt irgendwie auch vom Boden der Springform trennen wollten, ich aber einwenden musste, dass das nicht nötig ist. Die Hälfte von uns hat dann versucht zu argumentieren, weshalb der Kuchen draufbleiben darf und die andere Hälfte ist dagegen angegangen, während der Kuchen zwischen vielen Händen und einem Messer irgendwo in der Luft rumhing und beinahe draufgegangen wäre. War ein sehr witziger Anblick. Jetzt ist er schon verspeist, mithilfe von Baba und Djado, denen wir auch ein Stück rübergebracht haben und die uns gleich mit noch mehr garteneigenen Äpfeln versorgt haben.

Hier noch einige Impressionen des ersten Schnees:








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