Mittwoch, 15. Februar 2017

Сурва, кукери, камбанки

In Bulgarien hört man wohl nie auf neue, uralte Traditionen zu entdecken, die mit großer Freude vom Volk weitergeführt werden. Die Geschichte dieses Landes und alles was sich in ihr verbirgt erscheint mir immer wieder unergündlich.
Am letzen Wochenende haben wir die "Surwa" besucht, ein Festival in Pernik, welches seit vielen Jahren in Erinnerung an die uralten Junggesellenriten durchgeführt wird, und auch eines der größten Maskenspiele in Europa und der Welt ist, bzw. das größte auf der Balkanhalbinsel. Zum ersten Mal wurde das Festival dort 1966 aufgeführt, und schon 1985 wird es zu einer internationalen Veranstaltung. Seitdem hat die Surwa nicht aufgehört zu wachsen und 2009 ist Pernik damit die offizielle Karnevalhauptstadt Europas geworden. Vor 2 Jahren hat die UNESCO den Brauch in die Liste des nichtmateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.
Jeweils am letzen Freitag, Samstag und Sonntag des Januars kann man also in der Kleinstadt bei Sofia das Spektakel beobachten, bei dem dieses Jahr schon fast 8000 Personen mit ihren Gruppen gegeneinander antreten, um als die "Besten" auserkoren zu werden. Die Spieler werden Kukeri genannt, sind in anderen Teilen Bulgariens und um Neujahr und Weihnachten herum aber auch als Surwakari bekannt. Mit den möglichst hässlichen oder schrecklichen Masken sollen die schlechten Geister und Kräfte aus dem neuen Jahr vertrieben und sich auf das Erwachen der Natur vorbereitet werden. Der Tradition zufolge werden alle Figuren von Männern aufgeführt, in den letzten Jahren nehmen aber auch immer mehr Frauen und Kinder daran teil, die das Fest sehr bereichern.
Es war ein echt unvergessliches Erlebnis, eine unbeschreibliche Atmosphäre. Überall Glocken die ununterbrochen lärmen, ein Haufen anderer Instrumente, tanzende Menschen, die man oft nicht mal mehr als solche identifizieren konnte. Der Anblick war oft so fesselnd, dass wir selbst die Eiseskälte ausgeblendet haben um weiter zuzusehen. Die meisten Auftritte hatten aber auch einen sehr witzigen Teil, die Leute sind an dir vorbeigekommen und haben Scherze gemacht, viele Männer haben sich als Frauen verkleidet (traditionell wird auch ein Brautpaar von Männern gespielt) und dabei sichtlichen Spaß gehabt.


Respekt an diese Gruppe, bei -10°C ärmellos draußen stundenlang warten und dabei so extrem fröhlich und munter sein, das muss man auch erstmal hinkriegen!
Dieser Typ ist eine gefühlte Ewigkeit mit seinem Kinderwagen rumgezogen und hat die Leute mit Wasser bespritzt, was normalerweise für die als Priester verkleideten vorbehalten  ist, die aus einem kleinen Kesselchen mit einem grünen Zweig Wasser verspritzen.

Im Hintergrund ist eine Gruppe Frauen zu sehen, die oft im Zentrum, umrundet von den Maskenträgern Volkstänze aufgeführt haben (Horo darf hier bei keinem Fest fehlen)





 Jede Gruppe hat ein Schild mit der Oblast und dem Ortsnamen getragen, manchmal sind wie hier auch Kinder vorangegangen.


 



Eine Gruppe hatte sogar Esel dabei, die als verschiedene Handwerker verkleidete Menschen auf Wagen hinter sich hergezogen haben.

Die letzte Gruppe, die wir angeschaut haben, trug große bunte Teppiche auf dem Rücken und noch farbenfrohere Pailletten-Masken.

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